Knowledge Centre ARhus
Das Wissenszentrum AR hus wurde im Frühjahr dieses Jahres im Herzen der flämischen Provinzstadt Roeselare eröffnet. Dieses Mehrzweckgebäude ist das neue Zuhause der Stadtbibliothek und eines Archivs, bietet aber auch Platz für einen Fahrradkeller, Büroräume, Schulungsräume, Tagungsmöglichkeiten sowie eine Vielzahl an kulturellen und sozialen Räumen. BURO II & AR CHI+I verwendeten Glas zur Schaffung eines offenen und lebendigen Gebäudes.
Der Leiter AR hus, Yves Rosseel, erklärt, dass das Gebäude seinen Namen AR hus der Tatsache verdankt, dass es so viele unterschiedliche Funktionen beherbergt. Die Buchstaben A und R sind die Initialen von Albrecht Rodenbach, einem flämischen Dichter, der Mitte des 19. Jahrhunderts in Roeselare das Licht der Welt erblickte. Und „Hus“ ist das westflämische Wort für Haus. Das offene Haus übernimmt jetzt die Rolle eines Treffpunkts und eines öffentlichen Informationsforums für die Bürger und Gäste von Roeselare.
Das gesamte Glasgebäude wurde von BURO II & AR CHI+I entworfen. Dieses multidisziplinäre Büro mit mehr als 120 Beschäftigten verfügt über Niederlassungen in Brüssel, Gent und Roeselare selbst, wo der Architekt Jo Baeke lebt. Er selbst ist eng an dem Sanierungsprogramm für das Stadtzentrum beteiligt, bei dem AR hus eine wesentliche Rolle spielt. Einst stand hier die „Bank van Roeselare en West-Vlaanderen“ (Bank von Roeselare und Westflandern), ein mächtiges, geschlossen wirkendes Gebäude, das aus Natursteinen und einer Unmenge an Spiegelglas errichtet worden war. Man entschied sich dafür, dass gesamte Gebäude zu entkernen und nur die Betonstruktur beizubehalten. Der eingefasste Kern mit Treppen und Aufzügen an der einen Seite des ehemaligen Bankgebäudes wurde vollständig abgerissen. Im Wissenszentrum ist die neue Treppe direkt in dem hinter der Glasfassade gelegenen Bereich entstanden. Dadurch verleiht die in dem Gebäude geschaffene architektonische Streckenführung der Fassade ein dynamisches und lebendiges Aussehen und einen Charakter, der ausgezeichnet zu der öffentlichen Ausprägung des Gebäudes passt.
Ti efe und Lebendig keit
Die Projektarchitekten Jo Baeke und Lorenzo Kemel erläutern, dass die Glasfassade aus drei unterschiedlichen Typen Glas besteht: klares, durchsichtiges Glas, grün getöntes Glas und emailliertes, weißes Glas. „Die Oberflächen der klaren und der grünen Glasscheiben sind alle parallel zueinander ausgerichtet, während die separat angebrachten weißen Glasflächen ungefähr zwölf Zentimeter versetzt nach außen angebracht wurden“, erklärt Jo Baeke. Dadurch wird eine zusätzliche Tiefe und Lebendigkeit der flachen Vorhangfassade bewirkt, die eine Gesamtoberfläche von ungefähr 2.700 Quadratmetern misst. Lorenzo Kemel erläutert: „Die emaillierten Glasscheiben haben zwei unterschiedliche Breiten (100 cm und 140 cm) und vermitteln den Eindruck, als ob sie arbiträr angebracht worden seien, obwohl sich in Wirklichkeit eine strenge Rhythmik und Regelmäßigkeit hinter der scheinbaren Willkür verbirgt.
Jede zweite Nische besitzt einen eigenen Stil einer Vorhangfassade, die von oben bis nach unten verläuft.“ Die Vorhangfassade, bestehend aus dem Reynaers Fassadensystem CW 50, wurde von De Witte Aluminiumconstructies NV aus Wetteren angefertigt, einem Subunternehmer von Strabag Belgien nv Region West. Die Firma fertigte zunächst ein Modell am Standort des Gebäudes an, in dem alle diagonalen Details und die verschiedenen Glastypen deutlich erkennbar waren. Für den Projektkoordinator Filip Middernacht von De Witte war es ein ganz besonderes Projekt. „Die Fassade enthält mehrere diagonale Bereiche, die komplexe Verbindungen erfordern, die wiederum alle einzeln gezeichnet werden mussten. Für die Anordnung der unterschiedlichen Glastypen und der einzelnen Aluminiumprofile war das von größter Bedeutung“, erklärt Middernacht. Er erläutert außerdem, dass die Entwässerung so weit wie möglich über die vertikalen Elemente verläuft. „An den Stellen, an denen die vertikalen Elemente durch die horizontalen Riegel unterbrochen werden, wird das Wasser über den horizontalen Abschnitt zum nächsten vertikalen Pfosten geleitet. Deshalb mussten wir sehr darauf achten, dass eine perfekte Versiegelung zwischen den vertikalen und horizontalen Fassadenprofilen gewährleistet ist“, fasst Middernacht zusammen.
Von Reynaers wurden in Zusammenarbeit mit De Witte Aluminiumconstructies mehrere individuelle Lösungen wie eine T-förmige Außenkappe für die Einfassung der emaillierten weißen Glasflächen entwickelt. Auf horizontaler Ebene wird das herausragende Element durch eine rechteckige Deckschale eingefasst, die dann weiter verläuft, damit die Linienführung der Fassade akzentuiert wird. Damit das Gewicht dieser Elemente getragen wird, wurden speziellen Klammern entwickelt. Eine flachere Deckschale wurde für die Träger der CW-50-Profile, die sich zwischen den beiden Stockwerken befindet, verwendet, damit die Optik eine gleichmäßige Ausstrahlung erhält.
All dies erwies sich als richtige Entscheidung, wie dies auch durch die Tatsache belegt wird, dass das AR hus bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. 2012 gewann das Projekt aufgrund der überragenden Ausführung und der besonderen technischen Herausforderungen den „Schrijnwerk Award“ (Kategorie Aluminium-Fenster). Ein Jahr später wurde das Gebäude mit einem weiteren Preis ausgezeichnet: dem „Benelux Aluminium Award“, einer besonderen Auszeichnung für außergewöhnliche nachhaltige Renovierungen.
BURO II & ARCHI+I
Jo Baeke wurde 1966 im belgischen Brügge geboren und studierte Architektur mit dem Schwerpunkt auf Bauphysik am Hoger Architectuurinstituut St.-Lucas in Gent. Nach bestandenem Diplom absolvierte er den Studiengang Gebäuderestaurierung am Vormingsinstituut in Brügge. 1990 gründete er Jo Baeke Architects. In den Jahren von 2000 bis 2010 arbeitete er als freiberuflicher Architekt im Rahmen mehrerer Projekte für BURO II . Seit 2011 leitet er die Abteilung BURO II & AR CHI+I in Roeselare. Seiner Ansicht nach wird ein Entwurf durch die Synthese unterschiedlicher Disziplinen bestimmt: Stadtplanung sowie Innen- und Landschaftsarchitektur. Sein Motto lautet: „Bleibe in Form!“
Lorenzo Kemel wurde 1970 im belgischen Nieuwpoort geboren. Am Hoger Architectuurinstituut St.-Lucas in Gent studierte er Architektur mit dem Schwerpunkt auf Bauphysik und machte dort 1995 seinen Abschluss. Am Vormingsinstituut in Kortrijk belegte er außerdem mehrere Kurse zu Themen wie Bautechniken, Gebäudedetails und Gebäudewerbung. Von 1998 bis 2010 war er als freiberuflicher Architekt für BURO II tätig und zudem Mitbegründer von AR -tuur architectenbureau. Seit 2011 ist er Projektarchitekt bei BURO II & AR CHI+I, einer multidisziplinären Gruppe von Architekten, die Abteilungen wie Stadtplanung, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Architektur umfasst. Sein Motto lautet: „Die Ruhe bewahren und weitermachen.“
De Witte Aluminiumconstructies
Philip Middernacht wurde in Belgien geboren und machte 1999 an der Katholieke Hogeschool (KAHO) Sint-Lieven in Gent seinen Abschluss als Bauingenieur. Seitdem ist er für De Witte Aluminiumconstructies nv in Wetteren tätig, zunächst als Assistent-Projektmanager und später als Projektmanager. Er arbeitet bei Projekten wie dem Faubourg d‘Egmond in Brüssel (Wohnungen und Büros) und dem OLV College in Bevegem häufig mit Reynaers Aluminium zusammen. Seine Firma wurde für das Projekt ‚Arhus‘ in Roeselare in der Kategorie Aluminium-Fenster mit dem ‚Schijnwerk Awards 2012’ ausgezeichnet.
benutzt Reynaers Systeme
Beteiligte Stakeholder
Fotograf
- Debbie De Brauwer
- Klaas Verdru
Andere Interessenvertreter
- STRABAG Belgium (General contractors)
- Emilie Lamers (Authors)